ZDF HD & Co.: Was tun bei Bildfehlern?

Analogabschaltung, Kanäle und Transponder umsortieren, neue HDTV-Sender von ARD und ZDF – in den letzten Tagen war einiges los in der TV-Übertragungstechnik via Satellit. Doch obwohl Astra am 30. April meldete, die Umstellung sei problemlos verlaufen, ging das Ganze eben doch nicht ganz reibungslos über die Bühne. An den Tagen nach der Umstellung häuften sich die Meldungen von Zuschauern, dass die HDTV-Kanäle ganzer Sendergruppen aus dem öffentlich-rechtlichen HDTV-Angebot nur mit starken Störungen zu empfangen waren. Benutzer berichteten überwiegend von einem starken Ruckeln mit asynchronem Bild und Ton sowie unregelmäßigen Tonaussetzern. HDTV-Boxen von Comag und Smart etwa zeigten laut Erfahrungsberichten im Internet solche Fehler bei HDTV-Kanälen der ARD. Überwiegend auf Geräten von Kathrein und Philips waren dagegen die HDTV-Kanäle ZDF HD, ZDF Neo HD, ZDF Kultur HD, ZDF Info HD, Kika HD und 3Sat HD gestört – digitalzimmer.de konnte die Fehler auf einem UFS 922 und einem UFS 925 nachvollziehen, während ein ebenfalls an der Test-Anlage angeschlossener UFS 923 alle HDTV-Kanäle problemlos zeigte.

Mittlerweile gibt es von Kathrein ein Firmware-Update für den UFS 922, das die beschriebenen Probleme beseitigt. Auf Nachfrage stellte Kathrein-Techniker Michael Auer ein solches Update auch für den neuen UFS 925 für die kommende Woche in Aussicht. Die Verzögerung liegt bei diesem Gerät an dessen Ausstattung mit HbbTV und HD+. Die Prüfung der neuen Betriebssoftware müsse neben dem Kathrein-Labor auch bei HD+ und Nagravision stattfinden, und es seien zusätzliche Tests für die HbbTV-Onlinefunktionen der Box notwendig, bevor die Firmware zum Download bereitgestellt werde.

Der Kathrein-Experte erklärte auch, wie man die Übertragungsfehler beheben konnte: Ein vergrößerter Eingangspuffer für das digitale Sat-Signal vor dem Video-Decoder habe das Problem gelöst. Der bisherige Pufferspeicher machte den betroffenen Kathrein-Modellen mit den neuen HD-Kanälen offenbar zu schaffen. Hintergrund: Das ZDF installierte mit der Aufschaltung neuer HDTV-Kanäle auch neue Encoder und Übertragungseinrichtigungen für die betreffenden Programme. Die neue Technik überträgt die Sender seitdem im so genannten statistischen Multiplex-Verfahren. Dabei lassen sich einzelnen HDTV-Kanälen auf einem Satellitenkanal (Transponder) je nach Bildinhalten mehr oder weniger Datenrate zuweisen. Das Datenaufkommen kann dabei pro Kanal bis zu 20 Mbit/s betragen – deutlich mehr als in der bisherigen, konstanten Datenrate. Laut Eckard Matzel von der ZDF-Grundlagenabteilung sei diese Übertragungsmethode voll standardkonform. Die Technik sei aber erst „kurz vor Zwölf“ fertig geworden und konnte so vor der Umschaltung am 30. April 2012 nicht mehr mit allen Receivermodellen getestet werden. Auch Test-Übertagungen habe man den Herstellern nicht zur Verfügung stellen können. Matzel lobt indes die schnelle Reaktion von Kathrein: Innerhalb eines Tages habe der Hersteller auf die Fehler reagiert und bereits eine Firmware bereitgestellt. Nicht ganz so zügig sei eine Lösung für Philips-Receiver zu erwarten. Die Geräte stammen vom Hersteller Pace, mit dem der Kontakt weniger direkt und intensiv sei, so Matzel.

Bei den Receivermodellen, die mit den HD-Kanälen der ARD Probleme haben, scheint es sich ähnlich zu verhalten. Auch die ARD hat mit der HDTV-Umstellung am 30. April ihre HDTV-Sender auf statistischen Multiplex umgestellt, dabei aber keine neue Encoder- und Übertragungstechnik installiert. Auf deren neue Übertragungsmethode reagierten andere Receivermodelle wie etwa Geräte von Comag und Smart allergisch. Doch es gibt ebenfalls Lösungsansätze: Der Schwarzwälder Hersteller Smart Electronic hat nach Informationen des Onlinemagazins Digitalfernsehen.de Software-Updates für betroffenen Receivermodelle bereitgestellt, die das Ruckel-Problem beheben. Länger dürfte das nach Experteneinschätzungen bei den betoffenen Geräten von Comag dauern. Die fernöstlichen Hersteller solcher Discounter-Boxen haben nach Ansicht von Eckard Matzel kaum Entwicklungskapazitäten in Deutschland und können so längst nicht so zügig auf derlei Fehler reagieren wie heimische Anbieter mit eigener Software-Abteilung.

digitalzimmer.de meint: Egal ob 3G-Übertragungsprobleme im neuen iPad oder HDTV-Ruckeln nach der HDTV-Umstellung – die Geschichte der Kinderkrankheiten in neuen Technologien wiederholt sich ständig. Die Gründe für solche Probleme sind stets ähnlich: Eine neue Technik wird mit einem ultraknappen Zeitplan eingeführt, der vorab keine umfassenden Tests erlaubt. Das müssen dann alle Beteiligten unter Hochdruck im laufenden Betrieb nachholen. Der Kunde schaut kopfschüttelnd zu und wünscht sich einfach nur ein funktionierendes Produkt. Doch das ist in unserer komplexen Technik-Welt offenbar nicht mehr selbstverständlich. Immerhin scheinen die Sender und hiesige Hersteller im Fall der HDTV-Ruckler inzwischen gut zu kooperieren, sonst wären die Problem bei Kathrein oder Smart nicht so schnell lösbar gewesen.