Virtueller Stadtrundgang: Nokia City Scene

Noch befindet sich „Nokia City Scene” im Beta-Stadium. Der Online-Dienst funktioniert nur in einigen US-Metropolen (Dallas, Denver, Las Vegas, Los Angeles, Newark-Jersey City, Philadelphia, San Francisco und Seattle) – sowie in London. Außerdem benötigt man ein Nokia Smartphone N9 dafür. Allerdings hat der finnische Handy-Hersteller bereits angekündigt, weitere Städte und Mobilfunk-Betriebsysteme folgen zu lassen. Dann gibt es neben Google „Street View” und „Bing Streetside” von Microsoft noch einen weiteren Kartendienst, der Straßenzüge fotografiert und Bilder von Gebäuden ins Internet stellt.

Nokia City Scene läuft bislang nur auf dem Smartphone N9. (Bild: Nokia)
Nokia City Scene läuft bislang nur auf dem Smartphone N9. (Bild: Nokia)

Die Fotos stammen vom Navigationsanbieter Navteq, der bereits seit einigen Jahren zum Nokia-Konzern gehört. Anders als Google und Microsoft, die ebenfalls mit auf Fahrzeugen montierten Kameras die Gegend ablichten, kombiniert Nokia das Bildmaterial zusätzlich mit 3D-Modellen der Gebäude und sogenannten ortsbezogenen Diensten (Location Based Services). So lassen sich Zusatzinformationen direkt ins Straßenbild einblenden: Kleine Info-Etiketten kleben gewissermaßen am Gebäude und erklären, worum es sich im Einzelnen handelt. So kann der Nutzer beispielsweise die Öffnungszeiten eines Ladengeschäfts ablesen oder Restaurantempfehlungen bekommen. Haben sich Freunde aus dem Adressbuch via Facebook oder Foursquare am betreffenden Ort eingecheckt und Kommentare hinterlassen, werden auch diese angezeigt.

Das Erscheinungsbild erinnert an Programme mit Augmented Reality (siehe unser Video „Apps für eine verbesserte Welt” unten auf dieser Seite). Allerdings mit dem Unterschied, dass man sich nicht vor Ort befinden muss. Es genügt, auf der Karte am Handy ein Ziel anzutippen, schon kann sich der virtuelle Besucher auf einem 360-Grad-Panorama umsehen. Ein kurzes YouTube-Video vermittelt einen ersten Eindruck vom „Look and Feel” des neuen Dienstes.

digitalzimmer.de meint: Deutschlands Daten- und Verbraucherschützer kommen nicht zur Ruhe: Schon wieder ein Dienst, der sich anschickt, unsere Straßen zu fotografieren. Vorerst gibt es Nokia City Scene nur im Ausland, aber wie lange kann die Bundesrepublik ein „nicht digitalisiertes Gebiet” bleiben? Als Politik und Medien zum Widerspruch gegen „Street View” aufriefen, reagierten fast 245.000 Bundesbürger. Ihre Häuser wurden unscharf gezeichnet und aus den digitalen Straßenansichten getilgt. Google hat sich daraufhin entschlossen, über die 20 erfassten Großstädte hinaus keine weiteren Straßenzüge mehr zu erfassen. Das Kölner Startup „Sightwalk”, 2008 als deutsches Street View gestartet, nahm seine Stadtansichten wegen des öffentlichen Drucks vom Netz. Als Microsoft begann, Straßenzüge zu fotografieren, war die Aufregung schon merklich geringer: Nur etwas mehr als 80.000 Menschen legten Widerspruch ein. Und dass die Telekom auf dastelefonbuch.de Straßenzüge aus allen Himmelsrichtungen zeigt, interessiert schon lange niemanden mehr. Dabei sind Gebäudedetails auf diesen 3D-Ansichten ebenso gut zu erkennen wie in Street View, Streetside oder City Scene. Dem Argument, die neuen Dienste würden Straftaten Vorschub leisten, lässt sich ohnehin nur bedingt folgen. Dann hätte es auch niemals Stadtpläne geben dürfen. Die erleichtern Dieben auch die Planung eines Banküberfalls.