Philips: 3D-TV mit Polarisations-Brille

Das gern genommene Zitat aus Goethes „Faust” stimmt noch immer: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.” Exakt so hält es Philips mit den Anfang März angekündigten TV-Neuheiten für 2011. Denn in Sachen 3D fahren die Niederländer künftig zweigleisig.

Für maximale Bildschärfe (Full HD) empfehlen sie weiterhin die Kombination von Flüssigkristallbildschirm mit Verschlussbrille, im Fachjargon Shutterbrille genannt. Diese Technik nutzen praktisch alle bislang erhältlichen 3D-TV-Geräte. Philips nennt Modelle mit dem Shutter-Verfahren künftig „Max 3D” – zu finden in den ab Sommer 2011 verfügbaren Modellen der 8000er und 9000er Serie sowie dem aktuellen 21:9-TV aus der „Platinum”-Serie des Hauses.

3D mit preiswerten Brillen: Der Cinema 21:9 Gold arbeitet mit polarisiertem Licht. (Bild: Philips)
3D mit preiswerten Brillen: Der Cinema 21:9 Gold arbeitet mit polarisiertem Licht. (Bild: Philips)

Die ebenfalls je nach Bildschirmgröße ab Mai bis August lieferbaren Fernseher der 7000er-Serie und der Cinema 21:9 „Gold” setzen hingegen auf „Easy 3D”. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Kombination aus Polfilterbrille und Polarisationsfolie auf dem Bildschirm. Während die bisherigen 3D-TVs mit entsprechend hoher Schlagzahl abwechselnd Full-HD-Bilder fürs linke oder rechte Auge zeigen und die Verschlussbrille im gleichen Takt das jeweils andere Auge abdeckt, können es die Polfiltervertreter ruhiger angehen lassen. Sie zeigen beide Perspektiven gleichzeitig, Polarisationsfolie und -brille sorgen dafür, dass jedes Auge nur die ihm zugedachten Informationen sieht.

Der Vorteil von Easy 3D: Die Polfilterbrillen sind für wenige Euro zu haben, während die bisherigen Shutterbrillen mit rund 100 Euro pro Exemplar ein tiefes Loch in die Heimkinokasse reißen. Mit anderen Worten: Wer gerne mit der Familie oder Freunden gemütlich einen 3D-Film sehen möchte, wird nicht mehr arm dabei. Auch Wirte, die das „Sky”-Fußballpaket abonniert haben, können ihre Gäste künftig günstig mit 3D locken.

So weit, so gut. Warum haben Philips und die Mitbewerber dann nicht von Anfang an auf Polfiltertechnik gesetzt? Ganz einfach: Die Bildschirme selbst sind in der Herstellung deutlich teurer als die üblichen Flüssigkristall- und erst recht Plasma-Displays. Denn aufs LCD muss noch die Polarizer-Folie drauf – und zwar pixelgenau. Landet die Folie während der Fertigung knapp neben dem richtigen Bildpunkt, ist der Schirm Müll. Und: Bei den zur Zeit üblichen Displays mit der vollen HDTV-Auflösung von 1920 mal 1080 Pixel bleiben im 3D-Modus pro Auge nur noch 1920 mal 540 übrig – beide Perspektiven teilen sich die vorhandenen Bildpunkte. Nicht nur die Tester von digitalzimmer.de sehen dicht vor einem solchen Bildschirm ein deutliches Zeilenraster. Auf der Habenseite steht neben den billigen Brillen ein 3D-Bild ohne Flimmern – gerade die bislang verfügbaren LCD-TVs waren dafür mehr oder weniger deutlich anfällig. Die Polarisationsbrillen schlucken zudem weniger Licht als ihre Shutter-Verwandten und brauchen weder Batterie noch Akku.

digitalzimmer.de meint: Zum Zeitpunkt der Ankündigung ist Philips der einzige Hersteller, der in Sachen 3D zweigleisig fährt. Aber die Konkurrenz wird folgen. Denn die eine, optimale Technik zur Darstellung räumlicher Bilder gibt es noch nicht. Beim typischen Betrachtungsabstand einer größeren Gruppe dürfte die geringere Bildschärfe nicht unbedingt auffallen, im normalen 2D-Betrieb gibt es ohnehin keinen Auflösungsverlust. Fürs Heimkino hingegen erscheint „Easy 3D” (oder wie immer es die Konkurrenz nennen wird) nicht optimal. Dort fehlt die Schärfe schon bei Blu-ray-Discs. In Verbindung mit TV-Sendungen oder Camcorderaufnahmen im Side-by-side-Verfahren sinkt die sichtbare Auflösung mit 960 mal 540 Pixel auf PAL-Niveau. Also doch lieber auf autostereoskopische Displays warten, also solche, die 3D ohne Brille darstellen? Eher nicht. Denn deren Schärfe ist noch geringer – oder sie sind auf absehbare Zeit zu teuer.