Mercedes holt Sprachsteuerung Siri an Bord

Während Branchenkenner noch darüber debattieren, ob eine Sprachsteuerung mit Siri im neuen iPad 3 Sinn macht, fährt Mercedes-Benz schon mal den Wagen vor: Auf dem Genfer Autosalon präsentiert der Konzern mit dem Stern seine neue A-Klasse. Das Einstiegsmodell der Untertürkheimer kommt zwar erst im September auf den Markt, sorgt aber schon jetzt für Aufsehen – mit einer iPhone-Integration, die das Smartphone von Apple zum Teil der Bordelektronik macht.

Ein Docking-Kabel im Handschuhfach verbindet das iPhone mit der Bordelektronik. (Bild: Mercedes-Benz)
Ein Docking-Kabel im Handschuhfach verbindet das iPhone mit der Bordelektronik. (Bild: Mercedes-Benz)

Der intelligente Sprachassistent Siri aus dem iPhone 4S soll Fahrer der A-Klasse auch am Steuer unterstützen. Voraussetzung dafür ist ein Autoradio-Festeinbau von Mercedes und das sogenannte „Drive Kit Plus” mit Freisprecheinrichtung. Es verbindet das Smartphone über einen Dock-Connector im Handschuhfach (Abbildung oben) mit der Fahrzeugelektronik. Die kostenlose „Digital DriveStyle App“ auf dem iPhone sorgt anschließend dafür, dass Siri aufs Wort gehorcht. Wie gewohnt sollen sich auf Zuruf Termine im persönlichen Kalender eintragen und auch wieder löschen lassen. Die Sprachsteuerung von Apple wählt Rufnummern oder startet einen bestimmten Titel aus der Musikbibliothek des iPhones. Bei Unklarheiten fragt die synthetische Frauenstimme nach und schlägt Alternativen vor. Das unterscheidet Siri von einer klassischen Kommando-Steuerung im Handy, die auf keine leistungsfähigen Server im Internet zugreifen kann.

Aber die Apple-Integration geht noch weiter: Über die Mercedes-App sollen sich personalisierte Webradio-Stationen von Aupeo abrufen lassen. Nachrichten aus sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter erscheinen nicht nur auf dem Bildschirm am Armaturenbrett, sie werden auf Wunsch auch vorgelesen. Garmin liefert 3D-Karten inklusive aktueller Verkehrsinformationen an das Navigationssystem. Weil sich diese Fülle an Informationen nicht allein mit Siri steuern lässt, haben die Mercedes-Entwickler ein grafisches Bedienmenü entwickelt: Dreidimensional animierte Symbole lassen sich über einen griffgünstig positionierten Controller von Hand durchblättern und aktivieren – verspricht zumindest der Hersteller.

Da der neue Baby-Benz vor allem junge Käufer der „Generation Facebook” ansprechen soll, weicht Mercedes auch von seiner bisherigen Preispolitik ab. Die High-Tech-Funktionen rund ums iPhone gibt es nicht erst im teuren Multimedia-System „Command” (das in der A-Klasse traditionell über 3000 Euro kostet), sondern bereits ab dem Radio-Paket „Audio 20”. Ein Preis dafür steht noch nicht fest. Als Anhaltspunkt dürfte jedoch das bisherige System Audio 20 CD dienen, und das hat einen Listenpreis von knapp 900 Euro. Wer sich für die nicht minder spannende Fahrzeug-Technik interessiert, findet auf einer Webseite im Internet ab 9. März 2012 mehr Informationen zur neuen A-Klasse.

digitalzimmer.de meint: Die A-Klasse des Jahrgangs 2012 ist für Mercedes ein großer Schritt – weil sie das oft als Kastenwagen belächelte Design der Vorgänger durch eine moderne, dynamische Karosserie ersetzt. Und weil sie das Smartphone elegant ins Bedienkonzept integriert. Internet-Zugang, E-Mail, Facebook und Twitter waren bis dato den Limousinen und Oberklassefahrzeugen vorbehalten. Ob iDrive (BMW), MMI (Audi) oder Command Com Controller (Mercedes), HighTech auf Rädern wurde über Dreh- und Drücksteller in der Mittelarmlehne gesteuert. Mit der A-Klasse und Siri setzt Mercedes in der Kompaktklasse neue Maßstäbe. Sprichwörtlich.