Vernetzter Samsung-Kühlschrank mit „Family Hub“. ©digitalzimmer

Der Internet-Kühlschrank kommt – echt jetzt?

Samsung kündigt seinen ersten Internet-Kühlschrank für den deutschen Markt an. Das Side-by-Side-Modell soll auf der IFA zu sehen und ab Herbst auch zu kaufen sein. Auffälliges Merkmal: der sogenannte Family Hub in der Tür. Seine gekachelte Bedienoberfläche erinnert ein wenig an Windows. Tatsächlich läuft auf dem Gerät aber Samsungs eigenes Betriebssystem Tizen, das auch in Smartphones und Smart-TVs des koreanischen Herstellers zum Einsatz kommt.

Technisch gesehen handelt es sich beim Family Hub um einen hochformatigen Touchscreen mit 21,5 Zoll Bilddiagonale. Er ist in quadratische Zonen unterteilt, die küchentypische Aufgaben erfüllen. So zeigt ein Feld die Einkaufsliste an. Familienmitglieder können hier Einträge machen und mit dem Smartphone synchronisieren. Eine andere Kachel dient als Notiztafel und kann Sprachnachrichten speichern. Wieder andere Flächen präsentieren Fotos, sind für Webradio oder den Internet-Browser zuständig. Auch als Küchenfernseher taugt der Kühlschrank – in Verbindung mit einem aktuellen Samsung Smart-TV, der das Programm liefert.

Der „Family Hub“ von Samsung ist ein Touchsreen auf der Kühlschranktür. ©digitalzimmer
Der „Family Hub“ von Samsung ist ein Touchscreen auf der Kühlschranktür. ©digitalzimmer

Auf der Innenseite der Tür nehmen drei übereinander angebrachte Kameras nach jedem Schließen des Kühlschranks Bilder vom Innenraum auf. Die Fotos lassen sich außen am Touchscreen oder auf einem Smartphone anschauen. Das soll auch unterwegs funktionieren, etwa beim Einkaufen, wenn man sich einen Überblick über die Vorräte verschaffen will. Dieses Prinzip erinnert an die Home-Connect-Modelle von Bosch und Siemens. Auch sie erlauben einen Kamerablick ins Gerät – was erfahrungsgemäß aber nur ordnungsliebenden Menschen etwas bringt. Der Kühlraum darf außerdem nicht zu voll sein: Wer Lebensmittel bunkert und wild übereinander stapelt, verliert recht schnell die Übersicht.

So aufgeräumt wie auf diesem Screenshot von Bosch/Siemens sehen wenige Kühlschränke aus.
So aufgeräumt wie auf diesem Screenshot von Bosch/Siemens sehen wenige Kühlschränke aus.
Internet-Kühlschrank: das Verfallsdatum im Blick

Samsung geht beim Family Hub über die reine Fotodokumentation jedoch hinaus. Ein Food Manager soll helfen, die Lebensmittel rechtzeitig zu verbrauchen: Mit dem Finger am Touchscreen lassen sich runde Marker auf die fotografierten Joghurtbecher, Milchflaschen oder Wurstpakete ziehen. Zu jeder Plakette gibt der Nutzer an, wie lange das Produkt haltbar ist. Der Kühlschrank zählt dann einen Countdown herunter und warnt, wenn Überlagerung droht. Auch hier empfiehlt es sich, den Lebensmitteln einen festen Platz im Internet-Kühlschrank zu geben. Denn beim Umstellen oder Verschieben wandert die Verfallsmarke am Bildschirm ja nicht mit.

Auf eine Bestellfunktion, das viel zitierte „Killer-Feature“ für Internet-Kühlschränke, müssen Kunden hierzulande verzichten. In den USA, wo Modelle mit Family Hub bereits erhältlich sind, hat Samsung eine Partnerschaft mit Mastercard. Die Einkaufsplattform Groceries erlaubt dort Bestellungen direkt vom Kühlschrank-Display aus. Lieferdienste wie FreshDirect oder ShopRite bringen die Waren nach Hause. In Deutschland gibt es solche Kooperationen noch nicht. Supermarktketten wie Rewe oder Lidl bieten zwar Online-Shopping an, aber leider nur am PC.

digitalzimmer.de meint: Endlich ein Internet-Kühlschrank, der diesen Namen wirklich verdient. Während andere Hersteller mit Fernbedienungsfunktionen herumspielen und sich Anwendungsszenarien dafür ausdenken, macht Samsung das Küchengerät zum Entertainment-Center. Sicher lässt sich auch hier die Temperatur per Smartphone kontrollieren oder der Superfrost-Betrieb von unterwegs aus einschalten. Aber der Family Hub kann eben noch mehr. Ob das reicht, um Internet-Kühlschränke aus der Nische zu holen, wird nicht zuletzt vom Preis abhängen. Aktuell haben Käufer wenig Grund, sich für ein vernetztes Modell zu entscheiden. Viele denkbare Funktionen scheitern an der fehlenden Infrastruktur: Es gibt weder integrierte Lieferdienste noch Funketiketten auf den Lebensmitteln. Und wer will schon jedes Mindesthaltbarkeitsdatum von Hand eingeben? Da surft der technikbegeisterte Nutzer auf der Kühlschranktür doch lieber nach Kochrezepten, pflegt Einkaufslisten oder schaut ganz einfach fern.