HFR: „Der Hobbit” läutet neues Kinozeitalter ein

Das Verfahren ist umstritten: Bei Testvorführungen im Frühjahr 2012 erntete ein Ausschnitt des „Hobbit” für seine HFR-Aufnahmen viel Kritik. Die ungewöhnlich klaren und sauberen Bilder erinnerten Besucher der Kinomesse CinemaCon in Las Vegas eher an TV-Movies als an eine Spielfilmproduktion. Peter Jackson hat die Vorgeschichte seiner Herr-der-Ringe-Trilogie komplett im digitalen HFR-Verfahren gedreht. Die Abkürzung steht für „Higher Frame Rate” (höhere Bildrate) und sagt eigentlich schon, worum es geht: HFR-Aufnahmen spulen mehr Bilder pro Sekunde ab als ein konventioneller Spielfilm. Mit 48 Frames per Second (fps) ist die Bildwiederholrate genau doppelt so hoch wie üblich (24fps). Ergebnis sind realistischere Aufnahmen, die vor allem Bewegungen schärfer abbilden als bisher. Es gibt kein Ruckeln in Schwenks und Kamerafahrten mehr – und damit auch keinen ausgeprägten „Filmlook”, wie ihn Zuschauer aus dem Kino gewohnt sind.

Hobbit
Der neue Film von Herr-der-Ringe-Regisseur Peter Jackson soll technische Maßstäbe setzen (Foto: New Line Cinema, MGM, Warner Bros. Pictures)

Flüssige Bewegungsdarstellung kennt das Publikum nun mal eher aus dem Fernsehen, wo mit 30, 50 oder 60 Bildern pro Sekunde produziert wird. Oder von HDTV-Geräten, die zu den 24 Frames eines Blu-ray-Spielfilms Zwischenbilder berechnen, um das typische Filmruckeln zu vermeiden. Im Kino erwartet man das gewohnte Erlebnis. Peter Jackson und sein Studio Warner Brothers reagierten verschreckt und kündigten an, die HFR-Version nur in wenigen ausgewählten Häusern zu zeigen, als Feldversuch sozusagen. Die meisten Kinos sollten eine Standard-Version mit 24 Bildern pro Sekunde bekommen. Die ist einfach zu erzeugen: Es muss nur jedes zweite Bild der Aufnahme weggelassen werden.

Mittlerweile scheint der Mut zurückgekehrt: Die Los Angeles Times berichtet, dass 450 Kinos ab 14. Dezember 2012 „The Hobbit: An unexpeted Journey” in den USA und Kanada mit hoher Frame-Rate zeigen werden. Das bedeutet, in jeder größeren nordamerikanischen Stadt sollte ein Saal mit der HFR-Version zu finden sein. Filme dieser Größenordnung starten laut LA Times für gewöhnlich auf 4000 Leinwänden. Die 48-Frames-Fassung soll es nur in 3D geben. Sie wird von Warner unter der Bezeichnung HFR3D vermarktet. Die normale Bildrate kommt als 2D-, Real3D- und IMAX3D-Version in die amerikanischen Kinos.

Deutsche Fans müssen sich auf größere Entfernungen einstellen, wenn sie den Film in Originalqualität sehen wollen. Die Cinemaxx-Kette zeigt nach eigenen Aussagen „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise” ab 13. Dezember in Berlin am Potsdamer Platz sowie in Hamburg Dammtor und Hamburg Wandsbek als HFR-Version. Der Konkurrent UCI Kinowelt hat auf seiner Facebook-Seite bekannt gegeben, die HFR-Version in allen „iSens”-Sälen und im Berliner Colosseum zu zeigen. Eine Liste der mit iSens ausgestatteten Kinos gibt es hier.