Das Smart-TV-Portal „HD+ Interaktiv“ der Astra-Verschlüsselungsplattform HD-Plus soll demnächst Receiver verschiedener Hersteller mit einem gemeinsamen Internet-Menü ausstatten. Laut HD-Plus ist der Zweck der Übung, kleinere Hersteller in die Lage zu versetzen, Online-Features und TV-Apps auf ihren Geräten anzubieten. Laut dem Plattformanbieter scheuten diese Hersteller teils den nicht unerheblichen Entwicklungsaufwand für eigene Smart-TV-Applikationen. Derzeit ist HD-Plus Interaktiv noch in der Testphase, der erste Satelliten-Receiver für das Internet-Angebot ist allerdings bereits erhältlich: „TT-micro S855 HbbTV“ heißt das Modell von TechnoTrend Görler. Es kostet knapp 260 Euro Listenpreis, ist aber etwa bei Amazon derzeit schon für 200 Euro zu haben.
Der Receiver empfängt digitale Satellitenprogramme in Standard- und in HDTV-Qualität. Per USB-Anschluss kann das Gerät TV-Sender auch auf einer externen Festplatte mitschneiden. Dabei ermöglicht es sein Doppel-Tuner, während einer Aufnahme ein anderes Programm anzuschauen. Mit der beiliegenden Smartcard im integrierten Karteneinschub entschlüsselt der Receiver 12 Monate lang die HDTV-Sender von HD-Plus. Das sind derzeit 11 HD-Programme von ProSieben, Sat.1, RTL und anderen privaten TV-Anbietern. Nach dem ersten Jahr werden jährlich 50 Euro zum Anschauen dieses HDTV-Pakets fällig. Der Receiver hat neben dem HD-Plus-Karteneinschub auch einen CI-/CI-Plus-Einschub für Kartenleser anderer Pay-TV-Anbieter. So lässt sich mit dem Gerät auch das Angebot des Bezahlsenders Sky empfangen. Das passende CI-Plus-Modul von Sky ist ab 65 Euro erhältlich. Durch Aufnahmeeinschränkungen des Senders beim Empfang via Modul lassen sich Sky-Programme aber nicht dauerhaft auf Festplatte mitschneiden.
Per Netzwerkbuchse bekommt der Receiver Kontakt zum Heimnetzwerk und zum Internet. Die Online-Funktionen sind derzeit aber noch rudimentär: Obwohl angekündigt, klappt der Empfang von YouTube mit der Receiver bislang nicht. Auch das Online-Portal HD-Plus Interaktiv steckt noch in den Startlöchern. Die Satellitenbox zeigt ein Testangebot mit derzeit etwa 28 Applikationen. Darunter sind beispielsweise das Webradio-Angebot Aupeo, elektronische Versionen von Zeitschriften wie „kicker“ oder „TV movie“, ein Zugang zum Online-Auktionshaus Ebay sowie die Tagesschau-App. Laut Ankündigung von HD-Plus soll das endgültige Portal 80 Seiten und Applikationen beinhalten. Ein Software-Update soll den TT-micro S855 fit für den Empfang von HD+ Interaktiv machen, sobald das Angebot offiziell startet. Dann klappt auch der YouTube-Empfang, verspricht der Hersteller. Eine Tastatur zum Eintippen von Suchbegriffen ist nicht geplant – die Bedienung erfolgt ausschließlich per Fernbedienung.
Schon jetzt unterstützt der TT-micro S855 laut verschiedener Testberichte den Online-TV-Standard HbbTV, mit dem mittlerweile fast alle großen TV-Sender Zusatzinformationen zu ihrem Programm via Internet ausstrahlen. Laut Hersteller zeigt der Receiver auch die HbbTV-Angebote aller privaten Sender wie RTL, Pro7 und Sat1 – Besitzer des Gerätes bestätigen dies bereits in Praxisberichten in verschiedenen Online-Foren. Das ist unter den HbbTV-fähigen Sat-Receivern längst nicht selbstverständlich, da diese Sender ihre Onlinedienste nicht für alle Gerätetypen freischalten (siehe Video über HbbTV unten). Praktisch: Viele der TV-Apps, die man über das HD-Plus-Onlineportal bekommt, lassen sich via HbbTV auch über die Sender direkt aufrufen – etwa die Tagesschau-App im „Ersten” oder die ZDF-Mediathek über das „Zweite Deutsche Fernsehen”.
Weitere Modelle für „HD+ Interaktiv“ hat TechnoTrend Goerler auch schon angekündigt. Etwa den Festplattenreceiver „TT-select S955 HbbTV PVR“ – er soll wahlweise über eine eingebaute 320- oder 500-Gigabyte-Festplatte verfügen und im Winter 2011/12 auf den Markt kommen. Ein weiterer Neuling namens „TT-select S865 HbbTV“ wird laut Hersteller einen ähnlichen Funktionsumfang bieten wie der TT-micro S855 HbbTV, zusätzlich aber auf seinem Front-Display auch Sendernamen und nicht nur Programmnummern zeigen. Die Preise dieser Modelle sind noch nicht bekannt. Auch andere Boxen-Hersteller wie Inverto, Comag oder Kaon zeigten sich bereits an einer Zusammenarbeit mit dem HD-Plus-Portal interessiert und planen offenbar entsprechende Geräte.
digitalzimmer.de meint: Eine gute Idee ist es allemal, ein gemeinsames Smart-TV-Portal zu entwickeln, das auch kleinere Hersteller mit überschaubarem Aufwand in ihre Geräte integrieren können. HD+ Interaktiv ist indes keine Eigenentwicklung von HD-Plus, sondern wird von der Netrange MMH GmbH in Hamburg bereitgestellt. Diese Firma bestückt zum Beispiel auch die Smart-TV-Menüs von Loewe-Fernsehern mit Apps und verhilft Telefunken und anderen Marken der türkischen Vestel-Gruppe zu Onlineportalen. Unpraktisch für die Hersteller könnte an dem Modell von HD+ lediglich sein, dass die Astra-Tochterfirma wohl nur HD-Plus-Geräte mit dem eigenen Onlineportal ausrüsten wird: CI-Plus-Receiver oder reine HDTV-Zappingboxen mit HD-Plus Interaktiv? Eher unwahrscheinlich.