Das Fernglas, das filmen kann – auch in 3D

Die Bewohner der Alpenländer gelten gemeinhin als recht naturverbunden. Vielleicht hat Sony sich deshalb entschieden, seine jüngste Produkt-Innovation zuerst in Österreich und in der Schweiz einzuführen: Die Videoferngläser DEV-3 und DEV-5 eignen sich gut zur Beobachtung von Flora und Fauna in freier Bildbahn. Zwar soll es sie ab Mitte November auch in Deutschland geben, aber nur „im Rahmen einer Pilotphase”, so das Unternehmen. „Die digitalen Ferngläser mit Aufnahmefunktion für Videos und Fotos in HD-Qualität werden über ausgewählte strategische Vertriebspartner eingeführt”, erklärte Sony auf Nachfrage von digitalzimmer.de. Preis und Vertriebspartner hierzulande stehen noch nicht fest.

Die Sony-Videoferngläser gibt es mit 10- und 20-fach-Zoom. (Bild: Hersteller)
Die Sony-Videoferngläser gibt es mit 10- und 20-fach-Zoom. (Bild: Hersteller)

Das macht im europäischen Binnenmarkt, dem auch Österreich angehört, freilich wenig. Zur Not können deutsche Interessenten die Produkte auch im Ausland bestellen. 1379 Euro und 1999 Euro sollen sie bei unseren österreichischen Nachbarn kosten. Der technische Unterschied besteht vor allem in der Vergrößerung: Während das preiswertere Modell DEV-3 entfernte Motive mit einem 10-fach-Zoom heranholt, bietet das Topmodell eine zusätzliche Digitalzoom-Stufe, die den Faktor verdoppelt und 20-fache Vergrößerung ermöglicht. Das dürfte allerdings zu Lasten der Bildschärfe geschehen, weil beide Modelle dieselben Aufnahme-Sensoren mit 4,2 Millionen Pixel pro Auge verwenden.

Was der Naturbeobachter durch das Sony-Fernglas sieht, lässt sich fotografisch und filmisch festhalten: Im rund 1,2 Kilogramm schweren Gehäuse steckt eine Digitalkamera mit 7 Megapixel und ein Camcorder, der Videos in Full-HD-Auflösung auf Speicherkarte dreht (Memory Stick Duo und SDHC). Letzteres geht sogar im 3D-Betrieb, die Aufnahmen lassen sich anschließend per HDMI-abel auf einem 3D-fähigen Fernseher wiedergeben. Je nach Betriebsart ändert sich der Vergrößerungsfaktor. So recht die Brennweite laut Hersteller beim Knipsen von 29,8 bis 1320 mm. Für Videoaufnahmen in 3D stehen 34,4 – 344 mm zur Verfügung. Im 2D-Film-Modus steigen die Werte auf 57,9 – 660 mm, mit aktiviertem Digitalzoom sogar auf 57,9 – 1320 mm.

Damit sich Aufnahmen mit solch extremen Brennweiten noch unverwackelt aus der Hand machen lassen, verwendet Sony seinen aus Camcordern bekannten optischen Bildstabilisator „Steady Shot”. Das teurere Modell DEV-5 hat obendrein einen GPS-Sensor eingebaut, der zu jeder Aufnahme den aktuellen Standort ermitteln und Längen- wie Breitengrade mit in die Datei schreibt. Eine Akkuladung soll für 2,5 bis 3 Stunden Aufnahme reichen.

digitalzimmer.de meint: Spezialwerkzeuge für spezielle Einsätze: Die digitalen Sony Ferngläser haben mit einem optischen Feldstecher so wenig gemein wie Tablet-PCs mit Notizblöcken aus Papier. Wer einfach nur Rehe oder Vögel beobachten will, kommt mit dem Klassiker leichter Weg: Ferngläser mit zehnfacher Vergrößerung wiegen teilweise unter 400 Gramm – das ist ein Drittel der Sony-Boliden. Die rein optischen Geräte benötigen auch keinen Strom und sparen Platz im Rucksack. Allerdings können sie keine Aufnahmen machen. Wer durch sie hindurch ein lohnendes Motiv entdeckt, muss erst das Fernglas vom Auge nehmen und gegen eine Fotokamera mit Extrem-Tele eintauschen. So lange werfen sich Tiere in freier Wildbahn nur selten in Pose.