Aus für analoges Sat-TV: Kein Grund zur Panik

Die Abschaltung der analogen Satelliten-Programme im April 2012 rückt näher – ein Grund, warum sich derzeit neben TV-Sendern auch Satellitenbetreiber, Verbraucherschützer, Branchenverbände, Kabelnetzbetreiber und Meinungsforscher zu Wort melden. Einhelliger Tenor: Knapp ein Jahr vor dem Termin wissen viele Zuschauer gar nicht, was da eigentlich auf sie zukommt.

Die TV-Satelliten von SES Astra. (Bild: Astra)
Die TV-Satelliten von SES Astra. (Bild: Astra)

Zunächst einmal nichts Schlimmes: Die analoge TV-Verbreitung über Satellit endet, künftig sind auf diesem Weg nur noch digitale Signale zu empfangen. Das wirkt sich positiv auf die Bildqualität aus und setzt einen digitalen Sat-Receiver (ab 50 Euro) sowie möglicherweise ein neues LNB (Low Noise Block Converter) in der Empfangsanlage voraus. Beim LNB handelt es sich um den eigentlichen Empfangsbaustein, den es bereits ab 30 Euro gibt. Alte LNBs können nur Frequenzen von 10,7 bis 11,7 Gigahertz (GHz) empfangen. Sie sind für Digital-TV unbrauchbar, da der Frequenzbereich hier bis 12,75 GHz reicht. Als grobe Orientierung gilt: Empfangsbausteine, die älter als zehn Jahre sind, müssen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gegen ein neues so genanntes Universal-LNB eingetauscht werden.

Der Satelliten-Spiegel, auch Schüssel genannt, kann hingegen weiter verwendet werden, auch wenn er schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Er muss schließlich nur Signale aus dem All auffangen und bündeln. Da spielt es keine Rolle, ob die Programme analog oder digital übertragen werden. Auf Videotext-Tafel 198 (etwa in der ARD, beim ZDF, auf ProSieben, RTL und Sat.1) kann jeder ganz einfach überprüfen, ob die Anlage bereits fit für digitales Fernsehen ist. Die Seite wird mit unterschiedlichen Inhalten versorgt. Haushalte, die bereits digital empfangen, bekommen das hier angezeigt. Wer noch nicht umgerüstet hat, wird gebeten, dies in den kommenden Monaten zu tun. Sonst bleibt der Bildschirm nämlich dunkel.

Noch ist ausreichend Zeit, und wie bereits geschildert bereitet die Umstellung von analog auf digital für den Zuschauer keine großen Probleme. Trotzdem wird vereinzelt Panikmache betrieben. So prophezeit der Branchenverband Bitkom in einer aktuellen Pressemitteilung, dass ab dem 1. Mai 2012 „Millionen Deutsche in die Röhre gucken” werden. Und Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer setzt sogar noch einen oben drauf: „Wer zu lange wartet, steht irgendwann vor leeren Regalen oder zahlt überhöhte Preise.” Diese unverständliche Aussage lässt nur den Rückschluss zu, dass da mit aller Macht versucht wird, den Receivermarkt kräftig anzukurbeln. Mit Sicherheit werden auch im nächsten Jahr die Regale in den Elektrofachmärkten nicht geplündert sein, und vor einer massiven Preissteigerung aufgrund einer möglicherweise höheren Nachfrage nach digitalen Set-Top-Boxen muss sich ebenfalls niemand fürchten.

Derzeit gibt es fast 17 Millionen Satelliten-Haushalte in Deutschland. Davon empfängt knapp jeder fünfte sein Programm noch analog, das sind 3 Millionen. Laut Aris-Umfrageforschung wissen 40 Prozent der betroffenen Haushalte nicht über die baldige Abschaltung Bescheid, bei den Senioren sind es sogar über 50 Prozent. Jeder achte Befragte weiß überhaupt nicht, wie sein Haushalt TV-Signale empfängt. Aufklärung tut hier also Not. Das gilt auch fürs Kabelfernsehen. Alle großen Netzbetreiber haben deshalb in den vergangenen Tagen darauf hingewiesen, dass an der analogen Verbreitung auf absehbare Zeit nicht gerüttelt wird. Das ist eine gute Nachricht, denn so kommen die heimischen Zweit- und Drittfernseher weiter ohne Digitalempfänger aus. Diese sind beim digitalen Kabelempfang samt Smartcard erforderlich, da fast alle Anbieter außer den öffentlich-rechtlichen Sendern ihre Programme verschlüsselt übertragen.

digitalzimmer.de meint: Zu Panik besteht wahrlich kein Grund. Noch ist ein Jahr Zeit, um die eigene Sat-Anlage für den Digitalumstieg fit zu machen. Es steht aber zu befürchten, dass einige schwarze Schafe der Branche die Unwissenheit vieler Zuschauer für ihre Geschäfte ausnutzen wollen. Deshalb ist seriöse Aufklärung enorm wichtig. Dabei müssen alle an einem Strang ziehen – Sender, Industrie und Satellitenbetreiber. Dann kann man der Analog-Abschaltung ganz entspannt entgegen sehen.